Wie ich bereits an anderer Stelle berichtet hatte, bekam ich zu meinem letzten Geburtstag einen schönen alten Falzhobel.
Ich hatte diesen bereits auseinandergebaut und ein wenig getestet und ich muss sagen, dass ich sehr verwundert war wie gut er funktioniert.
Der Mechanismus und die Einstellung des Hobels ist recht einfach. An der Seite wird mit zwei Schrauben die Tiefe eingestellt und an der Sohle die Breite des zu hobelnden Falzes. Wie man sieht ist ein schräggestelltes Hobeleisen eingesetzt und an der Seite ein Eisen zum vorritzen - alles sehr durchdacht.
Bei genauem Hinsehen ist die Ausführung wirklich sehr durchdacht. Die Schrauben sind alle ordentlich gekontert worden, das Eisen, wie beschrieben schräg gestellt und in der Hobelsohle ist zur Verstärkung ein Streifen Hartholz eingelassen.
Hier noch ein Bild für Liebhaber und Kenner. Wie man sieht ist "No 34" entweder eingeschlagen oder rausgeschnitzt worden und mit Bleistift in altdeutscher Schrift "Falzhobel" und weitere Zeichen verewigt worden.
Aktuell mache ich mich daran den Hobel ein wenig aufzuarbeiten. Dabei geht es mir auschließlich darum den Hobel so gut wie möglich funktionsfähig zu machen und gleichzeitig die "Patina" zu erhalten.
Ein Punkt, der für mich noch zu klären ist, ob die obere Leiste, die auf dem Bild quer liegt, fest verleimt sein soll oder sie lose, durch den Andruck des Anrizmessers angedrückt wird.
Ich hoffe durch das woodworking.de-Forum vielleicht einen hilfreichen Tipp zu erhalten.
Die demontierten Anschläge werden vorsichtig entrostet und konserviert werden.
Weitere Fortschritte werde ich in Kürze hier dokumentieren.
Und so ging´s weiter:
Im Forum habe ich einige interessante Hinweise bekommen. Vor allem die Information von Wolfgang Jordan mit Hinweis auf seinen Blog, dass der Hobel wohl von der Firma Esslinger & Abt stammt, hat dem kleinen feinen Teil noch ein wenig mehr Geschichte und Charakter gegeben.
Außerdem brachte mir der Hinweis von Andreas die gewünschte Antwort zum meinem Problem mit der lockeren Leiste.
Weg vom PC zurück in die Werkstatt. Zuerst habe ich die Anschläge und vor allem die rostigen Stellen satt mit Öl eingerieben. Am nächsten Tag habe ich die gröbsten Roststellen erst mit einem Schraubenzieher abgeschabt, vielleicht nicht die technisch raffinierteste Lösung, aber doch wirksam. Danach bin ich vorsichtig mit dem im Akkuschrauber eingespannten Lamellenschleifer über die Anschläge gegangen.
Das Ergebnis war recht zufriedenstellend.
Nun gings daran die gelöste Leiste wieder zu fxieren. Hierfür habe ich als Anschlag Beilagen senkrecht festgezwingt. Dann wurde Leim beigegeben und die Leiste leicht mit Schraubzwingen angezogen. Die Keile klemmten die Leiste gegen die Anschläge und die Leiste wird nun fest angepresst.
Am nächsten Tag konnte ich die Zwingen lösen und alles war in bester Ordnung.
Nun gings daran das Eisen und den Vorritzer aufzumöbeln. Wie oben beschrieben habe ich die schlimmsten Roststellen entfernt. Entweder wurde früher weniger Wert auf plane Hobeleisen gelegt oder der Zahn der Zeit mit all seinen Einflüssen hat seine Spuren hinterlassen - auf jeden Fall musste ich die Spiegelseite erst mit meinem Schruppstein "maltretieren", um auch nur ansatzweise eine plane Fläche hinzubekommen. Als ich die Zunge vom Winkel gegen die Spiegelseite hielt musste ich leider feststellen, dass die Klinge noch zuviel Abstand hatte. Noch mehr Schruppen wollte ich nicht, da ich sonst gute 0,3mm mehr hätte abtragen müssen. Zuviel nach meinem Geschmack.
Also arbeitete ich mich in der Körnung weiter nach oben. Die Veritas MK II war recht hilfreich dabei, ich musste lediglich bei der Einstelllehre mit einem Geodreieck und einem Bleistift eine Hilfslinie anzeichnen. Der Adapter für schräge Winkel ist aber soeben auf meine Wunschliste gelandet.
Den Vorritzer habe ich freihändig geschärft.
Endlich habe ich es dank meines 8000er Abziehsteins geschafft eine im wahrsten Sinne des Wortes rasiermesserscharfe Klinge herzustellen - ich bin begeistert (Das ist mir sogar ein extragroßes Bild wert ;o)!
Alle Metallteile wurden mit Öl konserviert. Sollte hier jemand noch einen guten Tipp haben würde ich mich sehr darüber freuen mehr zu erfahren, denn die Spiegelfläche hat bereits beim herstellen der Schneide Flugrost angesetzt.
Der Zusammenbau ging schnell von statten und so konnte gleich der erste Test beginnen. Die Einstellung ist denkbar einfach und nun leichtgängig. Die Späne fliegen nur so weg.
Und hier noch eine Nahaufnahme.
Fazit:
Leider hatte ich den Hobel viel zu viele Monate in meiner Kiste liegen lassen. Ich habe bewusst die "Patina" der vergangenen Jahrzehnte erhalten und nur "schmudlige" Ecken mit einem Stemmeisen abgezogen.
Ich habe definitiv vor den Hobel einzusetzen, ich denke das hat er verdient.
Mein Dank gilt Wolfgang und Andreas für die Tipps bei der Bestimmung des Hobels und der Reparatur und natürlich meinem lieben Freund, der mir dieses kleine Schmuckstück zu meinem letzten Geburtstag überlassen hat.
Ich würde mich sehr über Tipps, Anregungen (wie auch angesprochen besonders zum Thema Konservieren der frisch geschliffenen Eisen) und hoffentlich zahlreiche Kommentare freuen.
Liebe Grüße
Eurer Martin :o)
Post Scriptum:
Nach den ersten Tests hatte ich gemerkt , dass der Vorschneider zu weit absteht. Also baute ich die Halterung noch ab und arbeitete die Nut mit dem kleinen Nuthobel von Veritas nach. Die feine Einstellung lässt sich durch leichte, dosierte Hammerschläge vornehmen.
Beim aushobeln merkte ich, dass die Hartholzleiste beim Vorschneider gebrochen war und sich löste. Daher musste diese vor weiteren Anpassungen fest eingeleimt werden.
Nach dem Einleimen wurde die Hartholzleiste auch vorsichtig behobelt und mit dem Anreissmesser "modelliert".
Nun passt alles perfekt und auch das Hobelergebnis ist noch eine Idee besser geworden.
Schönen Gruß
Martin :o)
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