Dienstag, 20. Dezember 2011

Puppentheater

Prolog:
Endlich Urlaub...

Endlich Weihnachtszeit...

Nun habe ich wieder Zeit für mich, Zeit um auch mal wieder für längere Zeit in meine kleine Werkstatt zu gehen und dem Müsiggang zu frönen.

Vorhaben gibt es viele: weitere Werkzeugwände bauen, French-Cleat-Leisten anbringen, ein Schlüsselbrett et cetera et cetera.

Aber meine Schwester hat wieder mal einen Spezialauftrag für mich. Weihnachten steht vor der Tür und es wäre doch schön, wenn das Christkind (in Bayern kommt nämlich nicht dieser Coca-Cola Abgesandte) ein Puppentheater bringen würde.

Dieser Blogeintrag hat diesmal besonders viele Bilder. Es soll meiner Schwester und ihrer Familie die vielen Schritte zeigen und es auch für mich festhalten.

Die Planung:
Also gings erst mal wieder an mein virtuelles Reißbrett, um einen Entwurf zu machen und an den Wünschen meiner Schwester und meines Schwagers anzupassen.

Es soll so etwas wie eine Burg werden. Wichtige Vorgabe ist, dass es stabil steht. Daher wird ein ausklappbarer Fuß angebracht und Leisten, die im oberen Teil die Seitenwände fixieren.
Natürlich darf sich auch keines der Kinder die Finger einklemmen, daher werden keine Scharniere sondern Klavierbänder verwendet.
Und ganz wichtig: keine Spitzen Ecken - Gut, dafür gibt´s halt dann Zinnen.



Außerdem hatte ich mir noch einen besondere Konstruktion für die Bühne einfallen lassen, dazu später mehr.


15. Dezember 2011:
Nachdem ich das notwendige Holz besorgt hatte (8mm Pappelsperrholz sowie 20x20mm Kiefer-Kanthölzer gehobelt) wurden die Zinnen angerissen.


Die Schnitte wurden mit der Stichsäge gemacht.


Der Ausschnitt im Mittelteil wurde mit der Tauchsäge und einer gut fixierten Führungsschine gemacht. Ich habe bei Tauchschnitten, selbst bei so weichem und dünnem Holz, gesunden Respekt. Daher ist für mich der Rückschlagstop (knapp über Absaugstutzen zu erkennen) Pflicht.
Kleine Dinge machen Produkte praktikabel und begeistern. So sind vor und hinter dem Sägeblatt Markierungen, die Beginn und Ende des Tauchschnittes bei maximaler Tauchtiefe kennzeichnen. Da ich aber schon mehrmals im Eifer des "Gefechts" übers Ziel hinaus geschossen bin habe ich das Ende mit einem kleinen Streifen Kreppband gekennzeichnet (kaum zu erkennen unter dem "L" auf der Führungsschine).


Um einen Bruch zu vermeiden musste das Mittelteil ordentlich abgestützt werden.


Die letzten Millimeter habe ich mit der Ryoba durchtrennt.


Hier ist schon mal das erste Ergebnis zu sehen.


Zuletzt wurden noch die Leisten für die Rahmen mit der Dozuki abgelängt.


Für den ersten Tag habe ich schon einiges geschafft und bin recht zufrieden, allerdings auch in dem Wissen, dass die kommenden Fortschritte nicht so leicht zu erkennen sind.

16. Dezember 2011
Ich hätte den Rahmen sicherlich auch "stumpf" verschrauben können, allerdings wollte ich einerseits etwas Besonderes schaffen und andererseits meine Fertigkeiten weiterentwickeln.

Also entschied ich mich dafür, Schlitz- und Zapfenverbindungen zu machen. Ich begann nun mit der Dozuki die Schlitze zu sägen. Die Schnitte gingen allerdings nicht so gut von der Hand, wie beim Ablängen der Leisten am vorigen Tag. Daher nahm ich mir nun endlich die Zeit, über die Zahnung von Sägen nach zu denken. Also wurde für die kommenden Schnitte die grobe Seite der Ryoba verwendet.
Einmal wurde das Streichmaß richtig eingestellt und in den kommenden Tagen nicht mehr verändert.


Ich meinte die Schlitze schneller herstellen zu können, indem ich mit dem Bohrständer nachhelfe.


Das Nachputzen zeigte mir aber, dass das konventionelle Ausstemmen mindestens genau so schnell geht.


Der erste Rahmen ist fertig. Die Verbindungen sind - sagen wir mal - ausbaufähig ;o)
















Actionphoto Nr.1


Der Zapfen ist so schön, den häng ich mir an den Christbaum.


Hier eine Verbindung die mir etwas besser gelungen ist.


Um den Ausschnitt im Mittelteil zu verstärken hatte ich geplant, einen Rahmen darum zu bauen. Dies bewerkstellige ich mittels Abblattungen.


Hier das Gegenstück. Ich muss leider zugeben, dass ich das ein oder andere mal etwas zu viel Luft gelassen hatte.


Fertig bin ich zwar nicht geworden, aber schon wieder ein gutes Stück weiter.

17. Dezember 2011
Für die farbliche Gestalltung habe ich meine Freundin verpflichtet. Also ging's erst mal in den Baumark,t um diverse Farben Lasur zu besorgen.
Dann kam in meinen Augen die undankbarste Arbeit - Schleifen. Ich mag es nicht, doch mit meinem neuen Werkstattsauger ist die Staubbelastung wesentlich geringer.


Actionphoto Nr.2
Während meine Freundin die Fronten lasierte ging's bei mir mit den Abblattungen weiter.


Nun wurden erst mal die Rahmen angefast. Sicherlich können viele das ohne Hilfsmittel - der kleine Aufsatz auf meinem Veritas-Falchwinkel-Einhandhobel ist aber trotzdem sehr praktisch, da die Wiederholgenauigkeit sehr hoch ist.


Nun begannen die Arbeiten an der Bühne. Wie man dem Entwurf entnehmen kann, soll diese einklappbar sein. Zuerst wurden beide Teile zugeschnitten.


Leider mit etwas Brandflecken, da zuerst das falsche Sägeblatt verwendet wurde und - ich gebs zu - der "Durchschub" wohl zu langsam war.


Kein Problem, so konnte ich zumindest wieder meine schönen Hobel auspacken.


Herrlich...


Kleiner Exkurs - Bau eines Fräszirkels:
Meine Schwester hatte mich explizit darauf hingewisen, keine gefährlichen Ecken und Kanten zu bauen.
Da die Bühne etwas hervorsteht müssen die Ecken ordentlich gebrochen werden. Da ich aber nicht auf's Geratewohl lossägen wollte entschloss ich mich, einen Fräszirkel nach Vorbild von Guido Henn zu bauen.

Erst habe ich einen 8mm starke Platte (entspricht der Tiefe der Kopierringe) entsprechend abgemessen...


... und mit der Tauchsäge abgelängt.


Der äußere Durchmesser beträgt 30mm.


Entsprechend der gemessenen Größe wurde mit einem Forstnerbohrer das Loch dafür gebohrt. Aufgrund der Größe wurde die Geschwindigkeit etwas gesenkt, um ein Ausglühen zu vermeiden.


Das Loch passt perfekt. Nun wurde nur noch entsprechend der gewünschten Rundung ein dünnes Loch gebohrt, ein Nagel angeknippst und in das zu fräsende Holz genagelt.


Die Rundung wurde in mehreren Zügen gefräst. Die Tiefe reichte leider nicht gänzlich aus, so wurde mit einem Bündigfräser von der anderen Seite nachgearbeitet, nachdem zuvor die Ecken grob mit der Kataba abgesägt wurden.


Ebenso wurden die Kannten abgerundet.


18. Dezember 2011:
Am nächsten Tag habe ich zuerst die Passung der Lattung geprüft. Für mich sehr zufriedenstellend.


In die untere Leiste des Ausschnittes wurde mit der Lamello Schlitze gefräst. Wie man sehen kann war ich wohl nicht ganz konzentriert, da ich mich zweimal vertan hatte - nicht weiter schlimm, da die Stelle sowieso nicht sichtbar sein wird.


Eine weitere Sicherheitseinrichtung ist der ausklappbare Fuß im Mittelteil. Dafür dient eine Buchenleiste, die ich zuerst auf Breite hobelte.


Die Rundung sägte ich erst grob vor. Dann wurde sie mit einer groben und einer feinen Feile ausgearbeitet. Das Ergebnis ist zwar nicht ganz perfekt, allerdings bin ich begeistert wie schöne Formen und Oberflächen man mit Feilen herausarbeiten kann.


Die Aussparung für den Fuß am unteren Teil der Lattung wurde mit der der Oberfräse ausgefräst.


Um den Fuß und die Leiste zu stabilisieren wurde noch ein kleines Klötzchen in Form gebracht. Die Dübel wurden hierfür etwas gekürzt. Am Bohrständer wurden die Löcher geböhrt, nachdem diese zuvor mit Dübelspitzen markiert wurden.


Am Ende des Tages wurde noch das erste Seitenteil mit der Lattung verleimt.


19. Dezember:
Heute musste ich meinen Urlaub leider für drei Tage unterbrechen. Abends wurde die Rückseite von meiner Freundin lasiert.


Da das Gerüst des Mittelteils doch etwas komplizierter ist, wurde diese seperat verleimt vor der letzlichen Verbindung mit der Wand. Außerdem wurde ein weiteres Seitenteil mit dem Gerüst verleimt.























20. Dezember 2011:
Auch an diesem Abend konnte ich leider nur Abends nach der Arbeit durchstarten - aber wieder mit tatkräftiger Unterstützung meiner Freundin.

Kaum ein Hobbyschreiner kennt das Sprichwort nicht: "Man hat nie genug Schraubzwingen" So musste auch ich meinen Fundus aufstocken, um das Mittelteil des Puppentheaters ordentlich verleimen zu können.


Hier ist übrigens das Ergebnis der ersten Bemalung des Seitenteils. Mit den "Steinen" sind wir äußerst zufrieden. Die Wiese wird vielleicht noch etwas nach oben ausgefranst.


21. Dezember 2011:
Nach der Arbeit, gings wieder zu zweit ab in die Werkstatt. Es stand wieder farbliche Gestaltung auf dem Plan. Man glaubt es kaum, aber wir haben zu zweit gerade mal ein Seitenteil und das Mittelteil geschafft und auch nur die Vorderseiten. Dafür ist aber jeder Stein mit Liebe gemalt.


Die Zeit wird nun zwar etwas knapp, allerdings habe ich ab jetzt wieder Urlaub.

22. Dezember 2011:
Nun wurde das erste Teil der Bühne angeleimt.


Bis der Leim fertig abgebunden hatte nutzte ich die Zeit, um die gebrauchten Klavierbänder aufzupolieren. Dazu wurde eine Politur aufgetragen, nach einer kurzen Einwirkzeit wurde das Messing mit Toilettenpapier aufpoliert. Um in die Ecken zu kommen verwendete ich eine kleine Schwabbelscheibe auf einem Proxxonmotor.



Vorher - Nacher - im Vergleich.
Ich muss gestehen ich war selber total überrascht, dass sich aus den alten Dingern noch so schöne Scharnie machen ließen.


Nach diesem Arbeitsschritt war der Leim genügend abgebunden, um den zweiten Teil der Bühne zu montieren.


Um die Bühne abzustützen wurden zwei Dreiecke ausgeschnitten...


...und mit Putz- und Flachwinkelhobel abgerichtet. Die Spitzen wurden gekappt und die Kanten leicht gebrochen.


Es wurden nochmal zwei kleine Scharniere hergerichtet...


...und montiert.


23.Dezember 2011:
Nächster Morgen und es kommen leichte Stressgefühle auf.

Nun denn, zuerst habe ich noch ein Türmchen ausgeschnitten, zusammengeleimt und mit Schräubchen fixiert.


Meine Freundin hat sich sofort um die farbliche Gestaltung gekümmert.


Um die Stützen der Bühne zu befestigen wurden zwei kleine Klötze hergerichtet, die an der Rückseite die Schrauben kontern sollten.


Es war nun auch Zeit, sich um die Vorhangstange zu kümmern. Dafür wurde ein Rundstab abgelängt, die Kanten an den Enden gebrochen und der Stab geschliffen. Danach wurde er leicht mit Hartwachs-Öl abgerieben.


Die Farbe am Türmchen war leicht getrocknet, also wurde es angeleimt und kleinen Schrauben befestigt.


Die Montage der Klavierbänder war zwar nicht sonderlich kompliziert, aber recht zeitaufwendig.
Alle Löcher wurden vorgestochen und -gebohrt und anschließend verschraubt.



Premiere - die Burg steht das erste Mal alleine.


Damit die Seitenteile nicht einfach aufklappen können, wurden noch Dübel eingeleimt, Buchenleisten gehobelt und rund gefeilt.
Ebenso wurden kleine Halterungen für die Vorhangstange angefertigt und montiert (Mitte unten im Bild).


An den Enden der Vorhangstangen wurden kleine Löcher vorgebohrt und kleine Schrauben eingedreht. Allerdings nur so weit, dass der Kopf noch drei bis vier Millimeter hervorsteht. Zur Befestigung der Vorhangstange wird ein normaler Gummiring um den Schraubenkopf gezogen, um die Halterung gewickelt und wieder am Schraubkopf befestigt.

Geschafft...
...und hier sieht man endlich das fertige Werk. Die Vorhänge wurden von meiner anderen Schwester genäht.


Die Spiele können beginnen.



Fazit und was ich wieder lernen konnte:
  • Arbeitszeit zu planen fällt mir immer noch sehr schwer, eigentlich hatte ich für das Projekt maximal vier Tage geplant gehabt, doch da hatte ich mich gründlich verschätzt. Manche "Fehler" und Zeitkiller sind mir schon aufgefallen. So hätte ich gleich am ersten Tag die Teile weiß lasieren sollen. Bei den Dreiecken zur Stützung der Bühne habe ich viel Zeit gebraucht. Mit einer Tischkreissäge wäre ich sicherlich schneller vorangekommen.
  • Sicherheit ist sehr wichtig. Daher wird die Leiste, die das nach Vornekippen verhindern soll, durch einen anderen, stabileren Mechanismus ersetzt.
  • Die Arbeit hat, wenn es auch deutlich länger gedauert hat, sehr viel Spaß gemacht, da ich nicht nur ein paar Bretter miteinander verbunden habe, sondern auch die Gelegenheit genutzt habe meine Fertigkeiten, wie z.B. Schliltz- und Zapfenverbindungen herzustellen, versucht habe weiterzuentwickeln.
  • Einige Handwerkzeuge habe ich, wie bereits beschrieben, besser kennengelernt. So ist mir nun endlich klar geworden, Sägen mit verschiedener Zahnung zu verwenden. Auch Feilen, die ich bislang nur sehr selten verwendet, sind vielseitiger als ich dachte.
Wie mir berichtet wurde kommt die Burg sehr gut an. Hat sich die Mühe also doch gelohnt.

Ich hoffe Ihr hattet Spaß beim lesen.

Liebe Grüße

Martin :o)

Nachtrag - Bau einer Stütze:
Als ich das Projekt im Forum vorstellte, kamen Zweifel auf ob die Leiste im Mittelteil ausreichen würde das Gewicht des Puppentheaters abzufangen.
Nachdem mich meine Schwester eindringlich gebeten hatte noch eine andere Stütze zu entwerfen (auch im Fazit schon angekündigt).

Nach dem Ablängen der einzelnen Teile...


...begann ich die Schlitz-Zapfen-Verbindungen zu sägen...


...und schließlich auszustemmen.


Die Verbindung passte zwar, doch musste ich leider einiges nacharbeiten - anscheinend war ich zu unafmerksam.



Nun gings an die Stütze. Diese sollte durch die beiden vorher bearbeiteten Teile gestemmt werden. Also wurde zuerst die Position dafür bestimmt und überall genau angezeichnet.


Da ich keinen Fehler bei den winkligen Schnitten (45°) machen wollte, holte ich dafür die Gehrungssäge raus.


Nach dem Durchstemmen des Zapfens habe ich jeweils die Passung geprüft - sitzt!


Nachdem ich die Gestelle verleimt hatte, wurden sie verputzt und an schwer zugängigen Stellen leicht verschliffen. Ich testete auch mal eine Ziehklinge - ich denke hier sollte ich noch ein wenig üben.


Danach wurden die Gestelle grün lasiert.


Jetzt brauchte ich schließlich wieder zwei schöne Stücke Klavierband. Also wieder ablängen, entgraten, aufpolieren und mit etwas Kamilienöl konservieren.


Danach wurden die Klavierbänder an die Stützen montiert.


Die Endmonatage hat dann mein Schwager mit seinem Sohn vorgenommen. Solch Spezialverkzeug habe ich sowieso nicht in meinem Fundus.


Und hier das Ergebnis. Wenn jetzt noch was kippt, dann nur mit roher (Spiel-)Gewalt und dagegen ist sowieso kein Kraut gewachsen.




7 Kommentare:

  1. Sieht ja schon mal ganz gut aus :o)

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  2. Sieht doch schon mal ganz gut aus!

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  3. Guten Morgen Martin,

    sieht gut aus deine Burg, wer ist denn der Akteur hinter den Kulissen?? der Erbauer ? ;-)

    ein kleiner Tipp wenn du deine Werkstücke beim z.B Zapfensägen oder Schlitzausräumen direkt an der zu bearbeitenden stelle einspannst oder mit der Zwinge fixierst, gelingen die Sägeschnitte wie auch die Schlitze und in Zukunft vieleicht auch die Schwalben/Zinken deutlich besser.

    MfG ChristianP

    Schöne Feiertage!!!

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  4. Hallo Martin,

    ist toll geworden und wie immer war es eine Freude Dein Bericht zu lesen.

    Liebe Grüße

    Michael

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  5. Salü Meister, bin sehr stolz auf Dich, dass das ganze in Form einer Burg ist. Die Kids sollen gleich mal in die richtigen Hobbybahnen geleitet werden. Mit den beiden Puppen auf dem letzten Foto würd ich auch gern mal spielen ;o)-
    GLG JR

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  6. Hallo liebe Leute,

    vielen Dank für die Tipps und den Lob. Ich hoffe bald wieder interessante Blogs einstellen zu können.

    Schönen Gruß

    Euer Martin :o)

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