Sonntag, 20. Januar 2013

Eheringe selbstgemacht

Prolog:
Nachdem ich für Claudia und mich zu unserer Verlobung heimlich Ringe geschmiedet hatte und wir uns entschlossen hatten bald zu heiraten, stellte sich natürlich schnell die Frage nach Eheringen. Nachdem Claudia so begeistert von unseren Verlobungsringen war und ich den Schmiedevorgang als einzigartiges Erlebnis in Erinnerung hatte, musste ich keine Überzeugungsarbeit leisten, dass wir unsere Eheringe selbst schmieden.
Also setzten wir uns mit dem Goldschmiedemeister Klaus Blumberg zusammen und planten unsere Ringe. Wir entschlossen uns unsere Ringe gegenseitig zu schmieden. Der Vorgang dauerte circa eineinhalb Tage. Als Beweis dafür, dass es möglich ist ein solches Vorhaben mit seiner Freundin, Verlobten oder Frau durch zu ziehen, seht Ihr Claudia in der Regel als Akteurin.


Die Herstellung:
Wir hatten uns mit Klaus auf eine Ausgangsbasis von 585er Gold geeinigt. Hierbei handelt es sich um eine Mischung aus Gold, Silber und Kupfer. Von 1.000 Teilen nimmt Gold, wie der Name schon sagt 585 Teile ein. Der Rest ist hälftig Silber und Kupfer. Allerdings wollten wir einen etwas wärmeren, güldneren Ton. Es wurde noch etwas 999,9er Feingold und 750er Gold beigemischt.


Die Mischung wurde in einen Schmelztigel gegeben und Claudia brachte das Ganze mit dem Gasbrenner zum schmelzen.


Als das Gold flüssig war...


...wurde es in eine Rundform gegossen. Nachdem dieser Vorgang nicht ganz ungefährlich ist, übernahm dies Klaus.


Nach dem die Form unter Wasser abgekühlt wurde, konnte der Stab rausgeklopft werden.


Um Verunreinigungen aus der Form zu entfernen wurde der Stab in warme Säure gehängt und leicht aufpoliert.


Der runde Stab wurde auf dem Amboss kantig ausgeschmiedet.


Da sich bei den Schmiede- und Walzvorgängen immer wieder Verspannungen bilden, muss zwischendurch das Gold wieder kurz erhitzt werden.


Danach geht es wieder ins Säurebad...


...und wird dann aufpoliert um die Ablagerungen zu beseitigen.


Der Stab wurde zwischen zwei Zylinder gewalzt, die umlaufend V-Nuten hatten. Dabei wurde nach jedem Vorgang der Stab um 90 Grad gedreht. Würde man dies nicht machen kann ein kleiner Grad entstehen, der umklappt und sich nicht sauber mit dem restlichen Stab verbindet. Ein Abplatzen des Materials wäre kaum zu vermeiden.


Diese Aufgabe lässt sich, wie man sieht, auch schön zu zweit durchführen.


Der Stab verzwirbelt sich bei den Walzvorgängen gerne, daher wurde dieser mit ein paar Hammerschlägen hin und wieder begradigt.


Um den passenden Querschnitt zu erhalten, wurde das Material nun durch zwei normale Zylinder gelassen. Dadurch wird es länger und ein wenig breiter.


Das Ausgangsmaterial hatte nun einen guten Querschnitt erreicht. Da mein Ring eine Idee breiter sein sollte, wurde der Stab geteilt...


...und quer durch die Walzen gelassen. Somit kann schneller mehr breite erzielt werden, ohne das Material unnötig lang und dünn zu pressen.


Nun hatten wir schon mal die passenden Stäbe fertig - kaum zu glauben, dass daraus Ringe entstehen sollten.


Mit einer speziellen Zange wurde nun Stück für Stück der Ring gebogen. Mit einem konischen Ringmaß wurde die Größe überprüft. Man neigt dazu den Stab etwas zu eng zu biegen - kein Problem, mittels Ringmaß läßt sich dies schnell beheben und weiten.


Hier das Ganze in Nahaufnahme.


Wie man sieht stehen die Enden parallel nebeneinander und müssen später noch abgelängt werden.


Erst Anprobe - sitzt zwar, aber hübsch ist anders ;O)


Die Ringe wurden nun mit einem wasserfesten Filzstift markiert und mit der Laubsäge die Enden abgesägt.


Dabei wird der Ring in eine Kluppe eingespannt. Am Tisch des Goldschmiedes steht ein hölzerner "Nagel" raus an dem man durch Anpressen und/oder Abstützen das zu bearbeitende Schmuckstück fixiert.


Hier sieht man die beiden zugesägten "Ringe".


"Mr. Bond..." "Goldfinger!"


Um die Enden der Ringe auszurichten wurde der Ring in einen Schraubstock mit kupfernen Backen eingespannt und mit abwechselnden Hammerschlägen ausgerichtet.


Mit ein paar bedächtigen Schlägen hat alles gepasst.


Hier kann man gut erkennen, dass die Enden nicht parallel zu einander stehen.


Auf güldenem Staub gebettet liegt das grobe Rund.


Der Meister hat mit einer flachen Zange die Enden etwas besser zueinander ausgerichtet.


Um nun die Enden zueinander zu "parallelisieren" wurde durch den Spalt gesägt. Somit wird mit zwei, drei Durchgängen der Spalt geschlossen.


Die Anprobe zeigt, dass die Ringe nun etwas zu klein sind. Das ist aber auch gewollt, da sich beim späteren Ausschmieden die Ringe noch weiten.


Die nächsten Arbeitsschritte wurden nun wieder von Klaus ausgeführt, da hier einiges an Erfahrung notwendig ist. Zuerst schnitt er mit einer Schere ein Goldlotplättchen zurecht. Diese Legierung zeichnet sich dadurch aus, dass sie einen etwas niedrigeren Schmelzpunkt hat als das zu verlötende Material.


Mit der Spitze an der Seite wird dann das Plättchen zurecht über den Schlitz der Ringenden buxiert.


Zuerst wird aber mit einem Pinsel Flußmittel aufgetragen. Dies ist notwendig damit beim Löten keine Oxidierung entsteht, die zu einem Abbröckeln des Lots führen kann.


Plättchen drauf und alles anheizen.



Die Lötgerät dafür ist interessant gebaut. Die normale Flamme brennt aufgrund des Gases.


Soll dann ein scharfer, heißer Strahl entstehen bläst man durch eine Pfeife Luft in das Gas.


Wenn das Lot heiß genug ist, wird es mit der Spitze antippt und es fließt zwischen die beiden Enden. Tolles Bild :O)


Der prüfende Blick zeigt, dass das Lot schön durchgeflossen ist.


Die Enden sind nun geschlossen, also verdient das Ganze nun den Namen Ring. Hier sieht man die Ringe zusammen im Säurebad.


Das aufgebrachte überstehende Lot wurde mit einer Feile abgetragen.


Nun gings endlich daran die Ringe auf die richtige Größe auszuschmieden. Dabei wird eine kleine Markierung auf den Ring gemacht, dieser auf einen Metallkonus gesteckt und mit einem Hammer bearbeitet, wobei das Ganze immer weiter gedreht wird. Nach ein bis zwei Runden, deswegen die Markierung, wird der Ring runter gezogen gewendet und die nächsten Runden gedreht.


Zwischendurch wurden die Ringe auf dem Amboss ausgerichtet.


Mit einem Schleifaufsatz wurde die Innenseite geschliffen - sieht so aus wie gebürsteter Edelstahl.


Hier kann man schön die geschmiedete Oberseite und die geschliffene Innenseite sehen.


Nun wurden die Seiten begradigt, zuerst mit einer Feile.


Wie man sehen kann, ist das Herstellen der Ringe eine schöne Gemeinschaftsarbeit :O)


Auf einem Metallblock wurde Schleifpapier gespannt und die Seiten nochmals verschliffen.


Hier nochmal die Ringe vor der weiteren Bearbeitung.



Schaut so aus, als ob wir vom Goldschürfen kommen.


Auf dem Metallkonus wurde mit dem kleinen Hammer die von uns gewünschte Struktur aufgeschmiedet.


Hier der Vergleich zwischen den behandelten und unbehandelten Ringen.


Ja, hin und wieder musste man mal ausspannen...


...und die Seele baumeln lassen.


Ein nicht gerader einfacher Arbeitsschritt war das Ausfräsen der Ringinnenseiten. Dabei muss man aufpassen nicht zu viel Material abzutragen und den Ring dabei ständig zu drehen.


Daher hat uns der Meister etwas unter die Arme gegriffen.


Gerade dieser Vorgang war etwas diffizil.


Die Innenseite wurde wieder beschliffen.


Hier die Ringe im Vergleich mit geschliffener und gefräster Innenseite.


Mit einem Polierfinger und Polierpaste wurden die Innenseiten zum Glanz gebracht.


Auch hier nochmal den Unterschied zwischen geschliffen und aufpoliert.



Im zweiten Schritt wurde mit einer feineren Polierpaste der Hochglanz aufgetragen.


Nun wurde der Diamant eingesetzt. Diesen Vorgang hat Klaus vorgenommen, da es eine wirklich geübte Hand braucht den Brillanten zu fassen.
Zuerst hat er uns anhand eines Querschnittes erklärt wie dieser Vorgang abläuft - und ab dafür.


Zuerst wird der Ring in die Kluppe gespannt...


...und mit einem Bohrer möglichst mittig durchgebohrt.


Mit dem Kugelfräser wird das Loch erweitert, so dass dem Diamant Platz gemacht wird.



Der Meister überprüft die Fräsung...


...und lässt uns über seine Schultern blicken.


Diamonds are the girls best friend.


Der Stein wird eingesetzt und so eingedrückt bis er einen guten Sitz hat.


Mit einem Metalldorn wird über den Rand des Brillanten ein Grad gezogen und quasi einmassiert, dadurch wird der Stein fest gefasst - ohne Kleber oder andere Hilfsmittel, wirklich beeindruckend.



Wir durften sogleich das Resultat überprüfen.


Seht selbst!


Hier sieht man auch die Fassung sehr schön. Und das Beste kommt noch...


...sie passen sogar ;O)


Fazit:
  • Die selbst gemachten Verlobungsringe haben schon großen Eindruck gemacht, wodurch ich Claudia dazu gewinnen konnte die Eheringe gemeinsam zu machen.
  • Naja, nicht nur bei Claudia haben die Ringe großen Eindruck gemacht.
  • Es gibt wohl kaum etwas schöneres als sich gegenseitig die Eheringe zu machen.
  • Ich war total überrascht wie gut sich meine Claudia bei allen Arbeitsschritten geschlagen hat. Vielleicht sollten wir mehr Projekte in der Werkstatt gemeinsam machen.

  • Ach ja:...
                      ... RINGPOWER!!! ...


Liebe Grüße

Servus

Martin :O)

3 Kommentare:

  1. Glückwunsch und danke für die tolle Dokumentation!

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  2. Vielen Dank für diese nützlichen Beitrag und wenn Sie mehr Hilfe nedd dann zu konsultieren Trauringe

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  3. Tolle Doku! Danke!

    Und

    Alles Gute!

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