Sonntag, 14. September 2014

12. April 2014 - Der Mauerfall II

Im letzten Blogeintrag berichtete ich Euch über den Mauerdurchbruch im ersten Obergeschoss.
Und weils so viel Spaß macht, reißen wir einfach noch mehr Mauern ein.
Wir wollen Küche und Wohnzimmer stärker miteinander verbinden. Also muss der unten markierte Teil weichen. Warum nicht alles, fragt sich vielleicht der interessierte Leser. Nun ja wir wollen noch eine gemütliche Essecke mit Eckbank.


Ganz klar, auch hier wurde der Statiker wieder konsultiert. Es wurden circa 2,5m Wand rausgerissen, die es abzufangen gilt mit einem Doppel-T-Träger. Auf der rechten Seite liegt er auf der restlichen Mauer auf, links sollte der in die im 90 Grad Winkel befindliche Wand eingelassen werden.


Theoretisch könnte man das auch selber hinbekommen, aber aus versicherungstechnischen Gründen und Mangels Erfahrung sollte man das wohl mit einem Fachmann machen oder machen lassen.
So gibts ein besseres Bauchgefühl.


Aber erst wurden Träger besorgt - gleich mehrere für weitere Durchbrüche.
Ein Rollbrett in der Mitte hilft beim Transport, durch sehr leichten Druck am Ende des Trägers kann man leicht Schwellen überwinden.


Hier sieht man noch die Wand. Der Durchbruch soll bis zur rechten Seite der Aussparung der Türzarge gehen. Da das - mal wieder - eine recht staubige Sache werden sollte wurde die Küche abgehängt.



Man kann aber natürlich eine Wand nicht einfach rausreißen, da sonst die Decke gleich hinterher kommen kann. Daher brachte Werner einige Stahlbolzen...


und Dokaträger mit. Diese verteilen die Kräfte, sodass die Träger nicht einfach wie eine Nadel durch Papier stoßen.


Um die Kräfte noch besser zu verteilen werden Schaltafeln zwischen Dokaträger und Decke geklemmt.


Also los geht's mit vereinten Kräften.


Wie man hier sehen kann wurden sowohl unten als auch oben Träger verwendet, um die Kräfte gleichmäßig zu verteilen. Wir waren an dem Tag ein großes Team, hier in rot mein treuer Helfer Timo. Die Stahlbolzen wurden übrigens noch ein wenig festgenagelt, damit beim Verspannen nichts mehr verrutschen kann.


Die beiden machen das prima ;o)


Steht wie ne Eins!


Ok, Schluss mit lustig - jetzt geht´s an die Arbeit. Werner hatte kurzfristig, nachdem er sich die Mauer angesehen hatte und mit dem alten Mörtel nicht ganz zufrieden war die Idee, etwas Überstand stehen zu lassen, sodass der Träger mehr Auflagefläche hatte. Er begann damit, zwei Löcher in die Wand zu stemmen.


In diese hat er dann einen sauberen Schnitt mit dem Alligator, einer Mauersäge, gemacht. Der Vorteil, im Vergleich zum Einsatz der Flex ist die deutlich geringere Staubentwicklung.






















 Timo hat derweil die Stromleitung freigelegt und abgeklemmt.


So ging der Abbruch leicht und fix voran. Dabei fiel Werner allerdings auf, dass auf der Mauer, in die das Loch für den Träger hätte gestemmt werden sollen, ein anderer Träger lag. Altes Haus, da kann das vorkommen. Daher ließ er die Mauer. Wir einigten uns, dass ich den Statiker nach getaner Arbeit, vor Ausspannen der Bolzen nochmal kommen lasse, um die Ausführung zu begutachten.


Nachdem die Mauer weg war, haben wir zur Unterfütterung Holzleisten angeschraubt.


Die beiden waren so fleißig, dass mir eingentlich nur eins übrig blieb - Schutt wegräumen. Darin bin ich jetzt ganz groß ;O)


Wir hoben einmal zu dritt den Träger rein. Es ging, nicht gut, aber es klappte, nur klemmte es leider noch ein wenig. Also nochmal runter und den Bohrhammer angesetzt.


Ich holte noch kurz das "Team-Elektrik" (Matthias und Uli) dazu, die an dem Tag damit beschäftigt waren, Litzen zu ziehen. Wir stimmten uns ab, legten weitere Bolzen bereit. Auf drei...


HOOOCCHHH!!!! Uli schob Balken nach, auf die wir uns stellen konnten.


Den Träger ausrichten und hochstemmen.


Nun wurde der Doppel-T-Träger mit den Stahlbolzen nach oben gepresst.


Auch hier war es wichtig, dass der Bolzen auf festem, unnachgiebigem Grund gesetzt wurde.


Um ein seitliches Kippeln beim Einputzen zu verhindern wurden Holzleisten mit einer Schraubzwinge angespannt.


Hier kann man sehen, dass die Lücken sauber ausgeworfen wurden.


Wie beschrieben schaute sich der Statiker unser Werk an. Grundsätzlich war er zufrieden, doch wollte er noch den Ziegel unterm Putz begutachten. Da zeigten sich im Ziegel allerdings kleine, feine Risse. Daher verständigten wir uns darauf, dass noch senkrecht ein U-Träger eingezogen und angeschweißt werden sollte. Im Grunde war dies auch kein Problem. Ich bestellte den Träger und holte ihn ab. Werner rückte mit seinem Schweißgerät an und verband die beiden Träger.






















 Endlich konnten wir die Bolzen wieder rausmachen


Und so schaut unserer neuer großer Raum aus - Blick von der Küche bis in den Garten.


Nächster Arbeitsschritt - Verkleidung des Stahlträgers

So ein Doppel-T-Träger ist zwar recht praktisch, aber nicht gerade sehr hübsch


Man braucht dazu Gasbetonsteine und Haftmörtel oder Armierungskleber.


Ich habe die Steine ausgemessen und zugesägt. Damit dem verwendeten Kleber das Wasser nicht zu schnell entzogen wird müssen die Steine sehr gut vorgenässt werden. Macht man dies nicht, kann es passieren, dass der Kleber abbröselt bevor sich die Klebekraft entfaltet hat.


Der Kleber wurde, wie man es mir erklärte, sowohl auf dem Stein als auch auf dem Stahl aufgetragen und dann fest angefdrückt


So schaut das Ganze dann aus der Nähe aus.


Um ein sauberes Lager über dem Leerrohr für die nächste Reihe zu erhalten habe ich aus dem Gasbetonstein Streifen geschnitten und diese aufgeklebt.


Ich war anfangs sehr skeptisch, ob dies funktionieren würde, da normaler Mörtel keine gute Bindung zu glatten Oberflächen eingeht. Die heutigen Spezialkleber sind aber sehr genau auf ihren Einsatzbereich abgestimmt. Wie Ihr aber sehen könnt, hat dies alles sehr gut geklappt.
Später wurden noch Eckleisten mit Gewebeü ber alle Ecken gespachtelt, das alles ergibt inzwischen einen sehr guten Verbund.


Ich hoffe, Euch wieder ein paar interessante Einblicke geliefert zu haben.

Solltet Ihr noch Fragen haben nur her damit - genauso mit Tipps... die andere Seite muss später auch noch verkleidet werden ;o)

Liebe Grüße

Martin :O)

11 Kommentare:

  1. Hallo Martin,

    Ich habe auch sehr viel beim Umbauen selbst gemacht, daber über DAS hab ich mich nicht drüber getraut!

    Respekt!

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  2. Servus Stefan,

    wie beschrieben, hätte und würde ich das auch nicht alleine machen. Bei sowas braucht man einen Profi, der auch ggf. die Haftung übernimmt. Statik ist mir auch zu heikel. ABER mit anpacken... kein Problem! ;o)

    Schönen Gruß

    Martin

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  3. Hallo Martin,

    super Arbeit.

    Warum wurde der Träger mit Gasbeton ausgefüllt? Wird dadurch der Brandschutz erfüllt?
    Meines Wissen muss der Träger bei Brand so ungefähr 90 Minuten durchhalten (F90).
    Geht das mit dem Gasbeton?

    Gruß Joachim

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  4. Grüß Dich Joachim,

    erst mal vielen Dank für das Lob.

    Jetzt wirds brenzlig ;o):
    Erst mal die Sache wurde mit Statiker und Maurermeister gemacht. Beide haben gesagt, dass eine Auskleidung mit Ytongsteinen vorgenommen werden soll, begründet wurde dies nicht weiter.

    Nun haben ein Bekannter (Bauingenieur) und ich mit Feuereifer die entsprechenden Tabellen aus der einschlägigen DIN 4102-4 wie ein Feuerwalze durchkämmt.
    Ergebnis:
    Wir klassifizierten den Träger anhand des Gebäudes (Gebäudeklasse I) und kamen dabei eigentlich auf eine maximal anzunehmende Feuerwiderstandsklasse von F30. Dennoch haben wir stets auch den Abgleich mit F90 gemacht.
    Die Ausmauerung mit Ytongsteinen wir von F30 bis F120 mit einer Stärke von 50mm angegeben. Dies haben wir erfüllt zzgl. einer Putzbekleidung von mind. 15mm.
    Nun war es noch wichtig wie der Untergurt zu verkleiden ist.
    Hier konnten wir aus der Tabelle einen Wert von 15mm für F30 und 25mm von F60 ermitteln, da wir einen Mörtel der Gruppe 2 verwenden. Unter diesem befindet sich allerdings bereits jetzt zusätzliche eine Haftputzschicht von etwa 5mm - die sollte schließlich auch ein wenig helfen. Beim Verputzen des Untergurtes werde ich daher darauf achten, dass die Schicht entsprechend dick ist.

    Aber unser Eifer war noch nicht erloschen. In einer weiteren Interpretation/Ausführung der Norm bzw. Brandschutzverordnungen wurden Abstände zu Straße bzw. anderen Wohngebäuden erläutert. Da unser Haus sehr nah an der Straße gebaut ist aber dennoch deutlich über 5 Meter von Nachbargebäuden entfernt ist kommt diese Ausführung sogar zu dem Schluss, dass keine gesonderten Maßnahmen zur Brandhemmung getroffen werden müssen. Ich machs aber trotzdem :o).

    Ich danke Dir, dass Du mich hier etwas aufgescheucht hast, aber jetzt weiß ich Dank Hilfe meines Bekannten zumindest, dass wir auf dem richtigen Weg sind.

    ABER:
    Ich werde mich mal nach ordentlichen Feuermeldern umschauen - Das schadet sicher nie!!!

    Schönen Gruß

    Martin

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  5. Hallo Martin,
    auch wir planen im nächsten Jahr einen Umbau im alten Haus und ich habe mir Deine Ausführungen schon einmal notiert. Ich möchte auch zwei Räume mit einem Durchbruch verbinden, ich hätte ganz gerne sichtbare Eichenbalken und einen Rauputz, keine Tapete. Hast Du da einen Tipp?

    Danke und beste Grüße
    Florian

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  6. Hi Florian,

    ich weiß jetzt nicht genau worauf Deine Frage bezogen ist.
    Wichtigstes zuerst. Sprich mit einem Statiker. Der wird Dir sagen, ob Du die Mauer weg machen kannst und welche Maßnahmen zu treffen sind. Hier kannst Du evtl auch Deinen Wunsch (Eichenbalken) diskutieren.
    Auch wenns nur ein kleiner Ausbruch wird, würde ich das aber immer wieder - wie in dem Eintrag beschrieben mit einem Fachmann machen, der, sofern etwas schief geht, auch die Verantwortung trägt. Also bitte alles offiziel auf Rechnung usw..
    Hoffe ich konnte Deine Fragen beantworten.

    Schönen Gruß

    Martin :)

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  7. Wir möchten keine fertige Einbauküche und suchen nach Ideen. Hast Du eine Ahnung, ob man die unteren "Schränke" unter der Arbeitsplatte mauern kann und nur eine Tür einsetzt? Meine Frau hat sowas in einem englischen Landhausmagazin gesehen und schwärmt nur noch :-( Ich hoffe auf Anregungen, danke!

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  8. Hi Uwe,

    ich muss grad schmunzeln, wenn Deine Frau sowas in nem Magazin gesehen hat gehts natürlich ;O)
    Hab gerade bei Google "gemauerte Küche" eingegeben - da gibts einiges!Sowas geht sicherlich. Man kann sich evtl. auch überlegen die Mauern, um den Korpus zu mauern, was den Vorteil hätte, dass trotzdem einfach Fächer und Schubladen eingebaut und auch in nem Schrank in der Höhe verstellt werden können.
    Eins sollte man sicherlich bedenken, dass die Mauerbreiten, sicherlich einiges an Stauraum wegnehmen.

    Da fällt mir gerade auch noch ein, dass es von der Firma Wedi (oder so) und anderen auch extrem stabile und auch verputzbare Platten gibt, die man auch schmäler dimensionieren kann.

    Ich finds zwar auch interessant, ich persönlich würde aber wg. des Stauraumverlustes und der schlechten Pflegemöglichkeit sowas nicht machen - auch wenn Deine Frau mich jetzt dafür hassen sollte
    Sorry @>-->----

    Schönen Gruß

    Martin :O)

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  9. Alles klar Martin, vielen Dank für Deine ausführlich Antwort, ich werde es ihr beibringen ;-)

    Schöne Grüße zurück
    Uwe

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  10. Hallo Martin,

    interessanter Blogpost, ich werde für meinen Mauerdurchbruch sicher einiges von Deinen Ausführungen berücksichtigen und natürlich zuvor nen Statiker konsultieren.

    Frage: wie ist Deine Deckenkonstruktion? Wir haben eine Holzbalkendecke mit abgehängter Putz/Strohdecke - da hilft es wenig, dass ich die Decke abstütze, vermutlich müsste ich die Decke zum Teil entfernen und direkt die Deckenbalken stützen?!

    Und noch eine Frage: wieviel hat Dich denn der Statiker gekostet in dem Fall? Und wie hoch waren ca. die Gesamtkosten für den Umbau (grob geschätzt)?

    LG und Danke schon mal!

    Micha

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  11. Hi Micha,
    hab ne Zeit überlegt, ob und wie ich auf Deine Fragen antworten soll - ich probiers mal so:
    @Statiker: Ja, sobald Mauern raus fliegen ist das Pflicht. Zu den Kosten kann ich Dir nix sagen, das war bei uns anders geregelt.

    @Deckenbalken: Ja haben wir auch. Ich habe in vielen Räumen die Putz/strohdecke nicht entfernt - Leider. Es lohnt sich nicht diese zu behalten. Sie bekommt leicht Risse und muss daher sehr genau vor dem Tapzieren gespachtelt werden. Das Runterreißen ist zwar eine anstrengende Drecksarbeit, der ordentliche Aufbau und die Möglichkeit Leitungen leichter zu verlegen entschädigt.

    @Kosten: Darüber möcht ich einfach so nicht sprechen. Ein paar Geheimnisse braucht der Mensch.

    Schönen Gruß

    Martin :)

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