Mittwoch, 12. Dezember 2012

Unsere Hochzeitskerze


Prolog:
Es gibt viele nette und schöne Bräuche und Traditionen zur Hochzeit, so den eine Hochzeitskerze zu haben. Nachdem meine, inzwischen, Frau und ich gerne selber basteln, entschlossen wir uns auch die Kerze selber zu machen.
Mein Wunsch aufgrund meines neuen Hobbys (Imkerei) war die Kerze aus Bienenwachs zu gießen. Claudia wünschte sich allerdings eine weiße Kerze. Also fanden wir einen Kompromiss, das Ergebnis seht Ihr später.

Der Bau:
Ich hatte vor einiger Zeit transparente Kunststoffrohre geschenkt bekommen - verschiedene Längen, gleiche Durchmesser.



Bei einem langen Rohr wurde erst eine Markierung angebracht um die spätere ungefähre Höhe der Kerze festzulegen.
Es wurde zuerst an der Tischkreissäge mit Parallelanschlag längs geschlitzt mit langsamen Vorschub.
Im zweiten Schritt wurden die Hälften in zwei Durchläufen vom restlichen Rohr abgetrennt.

SAFETY FIRST: Diesen Schritt habe ich mit meinem Bekannten durchgeführt. Aufgrund der Splittergefahr waren Schutzbrille, Handschuh und lange Kleidung Pflicht. Außerdem, und das ist vielleicht ebenso wichtig, wurde die Arbeitsabfolge genau Besprochen und in Ruhe ausgeführt.


Die beiden Hälften wurden mit einem feinen Schleifpapier leicht versäubert.
Nun wurde ein Bodenplatte hergerichtet -  das Wachs soll ja schließlich nicht auf den Boden laufen.


Die Mitte wurde markiert und mit einem 4er Holzbohrer durchbohrt, um später den Docht durch zu fädeln.


Die beiden Hälften wurden mit einfachen Tape zusammengeklebt.


Um den Docht leichter durch zu bekommen, habe ich von unten eine Drahtschlaufe durchgeschoben, den Docht eingeklemmt und das Ganze mit ein wenig Kraft durchgezogen.


Das Rohr habe ich mit Panzertape befestigt - nicht gerade sehr hübsch aber es erfüllt seinen Zweck.
Der Docht wurde zwischen zwei Schaschlikspieße geklemmt die mit zwei Haushaltsgummis zusammengehalten werden, somit kann man eine gewisse Spannung aufbauen.


Der Docht wurde unten ebenso festgeklebt. Hätte ich links und rechts die beiden schmalen Schlitze auch noch verklebt, wäre mir später nicht so viel auf die Hobelbank, die Hose, Schuhe und den Boden gelaufen - GEIZT NIE MIT TAPE!


Um das Wachs sozusagen "schonend" zu schmelzen habe ich mir einen Simmertopf zugelegt. Dieser ist doppelwandig und dazwischen wird Wasser quasi als Puffer eingefüllt. Der Stöpsel in der Wand ist eine Pfeife und zeigt somit auch akustisch gut an wann man in einen gewissen Temperaturbereich (ab ca. 85°C im Innentopf) kommt.
Warum der Umstand:
Bienenwachs schmilzt in etwa bei 63°C und siedet bei etwa 250°C. Ab hier wirds langsam gefährlich. Der Flammpunkt liegt bei circa 265°C und der Selbstentzündungspunkt bei etwa 295°C.
Eine Herdplatt kann allerdings auch mal gut und gerne 350 - 400°C heiß werden.
Daher ist eine gewisse Vorsicht angebracht und das Wachs soll ja schließlich seine Qualität nicht verlieren.


Um einen gewissen Überblick zu behalten habe ich ein Thermometer mit Alarm in das heiße Wachs gehängt - erworben in einem gewissen Möbelhaus (nein keine Schleichwerbung - ich finde den Song nur witzig ;O)


Und hier die Wachsnuggets - praktisch dosiert (Herstellung später).


Um ein schnelleres Schmelzen zu begünstigen, habe ich die Nuggets etwas geteilt und somit die Oberfläche vergrößert.



Und hier schmilzt das "Gold" langsam vor sich hin.


Als der ganze Topf voll geschmolzenem Wachs war wurde es spannend. Also Schutzbrille auf, heißes Wachs im Auge ist sicher nicht so toll... Ab dafür! Wie man sieht habe ich das umgekehrte dunkle Weizen erfunden.


Das restliche Wachs wurde in Muffinformen aus Silikon gegossen - so also entstehen die Nuggets.


Und so sah die Kerze in erstarrtem Zustand aus.


Die Klebebänder wurden gelöst...


... und die Formen vorsichtig abgenommen.


Tolles Teil.


Nun kam Claudias Wunsch zum tragen. Sie wollte, was auch sonst, eine weiße Kerze. Also musste unsere mit normalen Wachs überzogen werden. Dafür habe ich bei einem bekannten Gastronomen eine Jumbodose bekommen ca. fünf bis sechs Liter Fassungsvermögen. Diese wurde zum warmhalten auch in ein heißes Wasserbad gestellt.


Also neue Wachsschmelzsession - fast drei Stunden... omg...


Um das Ganze zu beschleunigen habe ich die Kerzen zerkleinert.



Und los gehts: Eintauchen - hochziehen -warten - eintauchen - hochziehen - warten... nach etwa einer viertel Stunde war schon alles fertig.






















Ach ja nicht zu lange tauchen und lange hochhalten. Nicht aus dem Kreuz ;O)


Docht abschneiden und der Korpus ist erstmal fertig.










Claudia hat dann die Verzierung übernommen. Wir hatten Wachsplatten (rot, grün) und silberne Wachsstreifen besorgt. Die silberne Schrift und die Ringe haben wir bereits fertig aus dem Kerzenhaus bekommen.

Meine Frau hat am PC unsere Namen ausgedruckt und die Schrift mit einem Skalpell ausgeschnitten. Die Schablone hat sie dann auf die Wachsplatten gelegt und mit dem Skalpell die Buchstaben ausgeschnitten.

Die Kerze wurde mit einem Föhn angewärmt und die Buchstaben und anderen Wachsteile angedrückt. Um keine Fingerabdrücke zu produzieren sollte ein dünnes Papier oder ein wenig Küchenrolle dazwischen gelegt werden.

Ach ja, der Docht war noch zu lang.





Und hier die Kerze in Action.



Fazit & Lessons learned:
  • Ich habe früher schon Kerzen gegossen (mit aus Holz(!) gebauten eckigen Formen) und auch dieses mal hat es viel Spaß gemacht. Vielleicht/hoffentlich wird bald mal wieder eine Kerze selber gegossen oder gar gezogen.
  • Safety First: Man sollte nie die Gefahren unterschätzen und die einfachen Vorsichtsmaßnahmen treffen.
  • GEIZT NIE MIT TAPE!!!
  • Selbst gemacht ist einfach am schönsten.
  • Nachmachen erwünscht!
Liebe Grüße
Euer Martin :O)

9 Kommentare:

  1. Hallo Martin,

    Ringe, Kerze, verheiratet ... und was machst du als nächstes selbst ;-)

    Schönen Gruß
    Marc Koch

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    1. Was als nächstes kommt.. wo soll ich da nur anfangen?

      - Honig
      - Kerzen
      - Pinochio ("Ich bin ein richtiger Junge..." ;O)
      - Vielleicht endlich mal verzinkte Kästchen
      - und den Rest siehste dann schon... (wickelkommode kann ich ja eh schon ;O)
      -...

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  2. Bio reproduktion wäre die logische Folge.
    Bis dahin will ich nix mit Naturdarm gebastel sehen :P

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    1. Ja Ja die Gentechnik hat mich schon immer interessiert...

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  3. Wirklich interessanter Beitrag .. hab mir noch nie Gedanken gemacht wie so eine Kerze gebastelt wird ;-)

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    1. Servus Klaus,

      ist eigentlich ne recht einfache Sache. Solltest Du das auch machen wollen bitte unbedingt einen Topf nehmen, der nicht mehr für Essen benötigt wird - soll wohl nen komischen Beigeschmack geben.
      Ach ja eckige Holzformen lassen sich einfach selber bauen. Zwei L-förmige Teile zusammentapen. Das Holz kann sogar ein wenig Struktur haben.

      Schönen Gruß

      Martin :O)

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  4. Ja das mit dem Beigeschmack kann ich mir gut vorstellen. Genau für so Sachen habe ich 2 alte Topfe die ich z.b. auch benutze wenn ich techn. Gelantine aufkoche zum vergolden ;-)

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  5. Hallo Martin,

    an dieser Stelle meine herzlichsten Glückwünsche zur Hochzeit. Viel Glück zu allen Zeiten! Eine sehr schöne Kerze ist da entstanden. Diese wird Euch sicher in bestimmten Momenten an diesen besonderen Tag erinnern! Ein schöner Brauch.

    Herzliche Grüße, auch an Deine Frau

    Uwe

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  6. Hallo Martin,
    muss bei der Holzkerzenform die Innenseite irgendwie beschichtet oder mit irgendwasbehandelt sein oder bekommt man die Kerze auch so gut wieder aus dem Holzraus?
    VG Manja

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