Samstag, 20. April 2013

Fatschenkasten - Schaukasten

Prolog:
In der Vergangenheit hatte ich hier im Blog von der Herstellung unserer Verlobungsringe und Eheringe berichtet, die wir beim Goldschmied Klaus Blumberg herstellen durften.
Klaus kam eines Tages auf mich zu, zeigte mir einen Fatschenkasten und fragte mich, ob ich diesen nachbauen könne. Ein solcher Kasten enthält ein Fatschenkind, also ein eng geschnürtes Jesuskindlein.
In den Kasten sollte allerdings kein Kindlein Platz finden, sondern eine Miniatur eines Goldschmiedetisches und einige Werkzeuge, die er bereits erworben hatte.
Ich erhielt die Maße und als Muster das alte Kästchen. Klaus wünschte sich ein tendenziell helles Holz.

Der Bau:
Nach einigen Erkundungen entschloss ich mich, Ahorn zu verwenden und das Material zum ersten Mal selbst aus Rohware herzurichten. Ein Bekannter hatte noch zwei ansehnliche Laden in der Werkstatt stehen, von denen ich mir das notwendige Material abstreifen durfte.

Zuerst habe ich mit einer Führungsschiene und einer Tauchsäge den Laden besäumt.



Ich suchte mir ein schönes "Filetstück" aus...


...und streifte es ab.


Zuerst wurde die schmale Seite über die Abrichte gezogen und danach...


...die breiten Seiten durch die Dickte gelassen.


Nun kam ein Teil, der für mich Neuland war: Das Holz längs aufzutrennen. Wir stellten den Parallelanschlag ein und legten Schiebestöcke bereit. Das Sägeblatt komplett rauf und zufällig knapp über der Bretthöhe. Das Durchschieben gelang nicht so gut. Der Kantel wurde leicht angehoben und aufgrund des Sägeblatts konnte nicht richtig nachgegriffen werden.

Um das nächste Mal besser agieren zu können werde ich demnächst Fritz und Franz bauen und eher einen verdeckten Schnitt vornehmen. Sollte hier noch jemand einen Tipp oder eine Anleitung zur korrekten Durchführung haben, würde ich mich über einen kleinen Gästebucheintrag freuen.


Die Bretter wurden nun wieder durch die Dickte gelassen, um eine gleichmäßige Dicke zu erreichen.


Außerdem benötigte ich noch einige Leisten, die ich mir an der Bandsäge runterstreifte. Wie gesagt. mit Fritz und Franz wird's künftig an der Kreissäge gemacht.


"Brettchen" runterstreifen...


...kippen und in Streifen schneiden.


Die dabei entstandene Oberfläche ist sehr rau und muss entsprechend gehobelt werden. Dafür hatte ich die Leisten an der Hobelbank eingespannt und um ein seitliche wegrutschen zu vermeiden ein langes, sehr dünnes Brettchen als weiteren Anschlag fixiert.


Endlich gibt's wieder was für die Hobel zu tun...


Im nächsten Schritt machte ich mich daran, die beiden Brettchen auszuhobeln. Nachdem ich dies das erste Mal machte, mit einer gewissen Vorsicht. Leider habe ich noch nicht den Blick für den Faserverlauf, weswegen ich es bei beiden Brettchen schaffte erst mal in die falsche Richtung zu hobeln. Nicht weiter schlimm, da ich für ausreichend Dicke gesorgt hatte.

Hobelparade ;O)


Obwohl ich die Eisen sehr fein eingestellt hatte, "stotterten" die Hobel auf den ersten Zentimetern. Mit einer kleinen Fase konnte ich dies minimieren. Auch hier die Frage in die Community, ob bzw. wie das vermieden werden kann.


Die Oberfläche wurde schön glatt und ich war vorerst recht zufrieden.


Ich bereitete alles für das Verleimen der Brettchen vor - auch das ist ein Schritt, den ich zuvor nie machte. So habe ich zuerst den Maserverlauf gesucht, den ich zusammenfügen wollte und habe daraufhin die Seiten noch leicht zurecht gehobelt. Dann wurde Leim aufgetragen und mit den Einhandzwingen erst mal die Brettchen so verspannt, dass sie sich nicht mehr gegenseitig verschieben konnten. Erst dann habe ich die eigentlichen Schraubzwingen gesetzt und angezogen.
Den austretenden Leim habe ich sofort mit einem feuchten Lappen so gut wie möglich abgewischt.


Mit Raubank, Bankhobel und Flachwinkler rückte ich dem Brett zu Leibe und produzierte einen Haufen Späne. Leider waren die beiden Bretter von der Faserrichtung her gegenläufig, so dass ich am Stoß etwas zu kämpfen hatte. Dann besann ich mich auf die Ziehklinge und konnte das Problem recht leicht beheben.


Der Haufen Späne... zum Beweis ;O)


Wie beschrieben hatte ich bereits die Leisten gehobelt und nun wurden sie abgelängt. Ich beschloss, zwei Rahmen auf Gehrung zu verleimen und diese mit vier Leisten zu verbinden.


Ich überlegte, wie ich nun in die schmalen Leisten Fälze bekommen sollte. Mit dem Falzhobel war es leider nicht möglich, da die Querschnitte einfach zu klein waren. Ein Frästisch wäre jetzt praktisch, aber woher nehmen, wenn nicht stehlen. Nachdem ich also noch (!) keinen Frästisisch hatte, spannte ich die Oberfräse sehr vorsichtig mit einer Antirutschmatte in die Zange meiner Werkbank ein.

Ich muss hier ganz klar und deutlich sagen, dass dies eine Methode ist, die mit schwer einzuschätzenden Gefahren einhergeht und ist daher nicht weiter zu empfehlen. Der Bau eines Frästisches, und sei er noch so einfach, ist vorzuziehen!


Die Leisten für die beiden Rahmen waren nun ausgefräst. Zwei weitere Leisten hatte ich ebenso gefräst, um ein "Modell" für die Gehrung und die Verbindung zwischen den Rahmen anzufertigen. Das Ergebnis war wirklich gut, was mich bestärkt, das Projekt Frästisch zeitnah anzugehen.


Die Verbindungsteile wurden im Nachgang hergestellt.


Nun wurden die Zapfen hergestellt. Um nicht abzurutschen bediente ich mich eines kleines rechtwinklig zugeschnittenen Holzklotzes mit einem passenden Falz und einer Einhandzwinge.


Und hier das Ganze kurz vor'm Einsatz.


Der ein oder andere Span wurde noch mit einem scharfen Messer entfernt.


Hier sieht man die "Anprobe" am Modell. Ein, zwei Feineinstellungen und die Zapfen passten sehr passabel.


Die Gehrungssäge wurde aufgebaut und auf's entsprechende Maß ein Anschlagklötzchen und dann die eigentliche Leiste festgespannt. Somit ist die Wiederholgenauigkeit wirklich gut gegeben.


Unsaubere Stellen wurden entweder verschliffen oder vorsichtig nachgeschnitten.


Nun wurden die Rahmen verleimt. Dafür wurde an die Ecken Tesa angebracht. Ich war mit der Verleimung nicht hundertprozentig zufrieden, daher würde ich mich über Tipps freuen, die mir aufzeigen, wie man so schmale Gehrungsverbindungen besser winklig verleimen kann.


Um dem schmalen Ding noch etwas mehr Stabilität zu verleihen habe ich mit einem 1er Bohrer vorgebohrt und vorsichtig mit einem Tropfen Leim einen Nagel reingedrückt.


Die Rahmen erhielten abschließend noch einen Hobelstrich.


Die Verbindung zwischen beiden Rahmen wurden in zwei Schritten verleimt. Ich klemmte mir erst ein Provisorium rechtwinklig zurecht.


Ich hatte die Holme zwei Striche schmaler gehobelt, so dass ich drei Lagen Papier an das Verleimprovisorium heftete um auch wirklich einen rechten Winkel zu haben - vielleicht etwas übertrieben, aber was macht man nicht alles für ein Höchstmaß an Genauigkeit. Klemmen war hier kaum möglich weswegen ich einfach etwas Malerkrepp verwendete.


Die Spannvorrichtung musste für das Aufsetzen des Deckels etwas umgestalltet werden. Ich stellte Ablagen zum Abfangen des Gewichts der Einhandzwingen auf, die nicht nur spannen sondern auch spreizen können.


Leim angeben und den Deckel aufsetzen.


Leider hatte ich vorher nicht überlegt wie ich den Deckel festspannen sollte. Dann fiel mir auf, dass es ja eigentlich mit ausreichend Gewicht gelingen sollte.
Sehet her - ich bin der Meister im Beschweren ;O)


Damit der Kasten auf der Platte nicht verrutschen kann, wollte ich erst umlaufend Leisten anbringen. Allerdings wollte ich eine weniger auftragende Geschichte. So "modelierte" ich mit Säge, Flachwinkel- und Schweifhobel, Feile und Schmiergelpapier kleine Leistchen. Diese wurden dann auf Gehrung gesägt. Da die Gehrung nicht ganz perfekt war, spannte ich zwei Leisten auf ein Brett und sägte einmal durch den Gehrungsschlitz - funktionierte recht gut.


Wieder wurden die Teile mit Tesa bespannt und in die Gehrung Leim gegeben. Mit dem kleinen Hammer und einer weiteren Einhandzwinge gab ich ein wenig Druck drauf.


Nun bekam das Trägerbrett noch seine letzten "Schliff". Also wurde das Ganze auf Maß geschnitten.


Die Seiten wurden mit wenigen Hobelstrichen von den Sägeunebenheiten befreit...


...und die Kanten mit dem Hobel angefast. Stellen, die sich von der Haptik noch zu hart anfühlten, wurden mit wenigen, vorsichtigen Strichen Schleifpapier bearbeitet.


Auf die Unterseite wurden Filze aufgeklebt. Damit steht das Werkstück besser und außerdem verleiht es ihm auch ein wenig mehr "Tiefe".


Der Vorletzte Schritt: Nachdem ich die kleinen Leisten verleimt hatte, machte ich die Probe. Sie kippelten minimal. Wahrscheinlich hätte es das nicht gebraucht aber ich wollte eine plane Auflagefläche.
Auf einer Mamorfliese spannte ich mit einer Holzleiste ein Stück Schleipapier und beseitigte das "Ärgernis".


Der Kasten wurde positioniert und festgeklemmt. Die Ecken, an denen die Leistchen ein Verrutschen verhindern sollten, wurden vor dem Verleimen zum Schutz mit Tesa beklebt.


Leim auftragen und festklemmen.


Letzter Schritt: Der Kasten wurde Hartwachsöl eingelassen. Das Kästchen wurde danach mit einem Baumwolllappen aufpoliert. Das Brett habe ich mindestens eine halbe Stunde lang mit einem Ballen Hobelspännen bearbeitet und die Fläche auf entsprechenden angenehmen Glanz gebracht.

Meine Arbeit war nun zu Ende. Ich lieferte den Fatschenkasten bei Klaus ab. Dieser brachte den Kasten zum Glaser, um die Scheiben einsetzen zu lassen.

Und hier seht Ihr nun das das Kästchen inklusive Bestückung.



Fazit & Was gelernt:

  • Die Arbeit mit Massivholz ist zeitweise herausfordernd aber macht richtig Spaß, vor allem wenn man endlich sein Holz selbst herrichten kann.
  • Das Holz hatte über zehn Jahre in der Werkstatt meines Bekannten gelagert. Ich hatte es für einen Anfänger wirklich passabel eben gehobelt. Als ich die Teile dann aber in der Wohnung hatte, schüsselte die Trägerplatte trotzdem. Ich kann's noch nicht genau bestimmen. Ich meine, die Verspannungen sollten nicht zu groß gewesen sein, könnten aber auch minimal eine Rolle spielen. Hauptschuldig wird wahrscheinlich wieder die hohe Luffeuchtigkeit in meiner Werkstatt sein.
  • Es muss zwingend ein Frästisch her.
  • Es muss unbedingt ein Schärfplatz her.

Ich hoffe, es war mal wieder ein bisschen unterhaltend. Für Tipps, Anregungen und überschwengliches Lob bin ich sehr empfänglich.

Liebe Grüße

Euer Martin :O)

7 Kommentare:

  1. Hallo Martin,

    auf den Bildern sieht man ein Wechselzahn Blatt welches zum Auftrennen benutzt wurde.
    Zum Auftrennen ist das ungeeignet, was man an den Brandspuren sehen kann.

    Benutzt zum nächsten Mal ein Flachzahn Blatt für Längstschnitte, das funktioniert bedeutend einfacher und besser.

    Schönen Blog hast Du!

    Gruß
    Henning

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    1. Grüß Dich Henning,

      die Brandspuren hatten mich noch nicht mal so gestört, da ich ja genügend "Fleisch" hatte zum aushobeln. Da man dies sicher nicht immer hat bin ich sehr dankbar für den Tipp :O)

      Schönen Gruß und bitte entschuldige die späte Antwort - die Bienen...

      Martin :O)

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  2. Hallo Martin,

    eine sehr schöne Arbeit.

    Das Schüsseln des Holzes kommt durch das Auftrennen. Im Inneren einer so dicken Bohle ist eine minimal andere Holzfeuchte, als in den Außenbereichen. Nach dem Auftrennen hast du dann auf beiden Brettseiten unterschiedliche Feuchte. Das passt sich dann an und dein Brett wird krumm.

    Lass einfach beim nächsten Mal die aufgetrennten Bretter noch ein oder zwei Tage gut belüftet und gerade gestapelt liegen und richte dann noch einmal ab und hobele die Dicke aus.

    Das Stottern deiner Hobel könntest du mal versuchen zu minmieren, indem du die Sohle ein wenig mit Silbergleit, Kamelienöl oder einem Teelicht einreibst.

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    1. Grüß Dich Heiko,

      vielen Dank für die Antwort und Deine Tipps - sorry, dass meine so spät kommt (s.o.).

      Ich bin wirklich überrascht, dass selbst nach so einer langen Ablagerungszeit noch Verspannungen wirken. Meist hat man ja auch die Zeit, daher werde ich künftig nach dem Auftrennen noch ein wenig warten.

      Schönen Gruß

      Martin :O)

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  3. grüß dich Martin,

    hab gerade die Herstellung deines Schaukastens gesehen. das mit dem sägblatt wurde dir ja schon gesagt, für längsholz flachzahn und wenig zähne, du wirst auch mit 315mm blättern arbeiten, da reichen 16 bis 24 aus. für Querholz lieber 48- 56 wechselzahn.
    klasse, deine alte black & decker workmate. so eine hab ich auch noch von meinem vater, gar nicht so unpraktisch.
    übrigens: zum besäumen kannst du auch deine formatkreissäge nutzen, du hast so tolle Maschinen, da mußt du nicht mit handmaschinen oder handhobeln rumhantieren. wenn deine abrichte sauber eingestellt ist und du damit zwei bretter fügst, dann brauchst du da nicht mehr von Hand hobeln, das muß dann passen. :-) auch die Gehrungen, mit der Kreissäge geschnitten, sind alle gleich lang und brauchst nicht rumschleifen, das passt, drum hast du ja vernünftige Maschinen.

    sehr schön geworden dein fatschenkasten.

    wie hat der glaser die scheiben befestigt ???

    gruß aus bad hindelang,
    beppo

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  4. Servus Beppo,

    Danke nochmal für den Hinweis mit der Bezahnung.

    Muss vielleicht nochmal ne Klarstellung machen. Die großen Maschinen stehen in der Werkstatt eines Freundes, der mich oftmals und gerne seine Maschinen benutzen lässt - man bemerke auch er ist Hobbyschreiner. Die Workmate gehört auch ihm und JA die ist wirklich praktisch.

    Zum anderen wollte ich ja gerade viel auch mit der Hand erledigen - also bis auf das Auftrennen und grobe Abrichten. Das war eineseits meine Aufgabe und Herausvorderung.

    Danke für die Grüße

    Martin :O)

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  5. Hi Martin,
    Ich bin durch Zufall auf deinen Schaukasten Blog hier gestoßen und muss sagen das du da sehr gute Arbeit geleistet hast.
    Mach weiter so. Großes Lob an dich .

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